Argumente für den Volksantrag „GUTE Schule JETZT“

1. Warum ist die Initiative #GUTESchuleJETZT notwendig geworden?
Die reale Alltagssituation in unseren Schulen wird seit Jahren schön geredet und diese können ihrem Anspruch nicht gerecht werden. Die Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte hat mit wesentlichen gesellschaftlichen Veränderungen nicht Schritt gehalten, sondern weggeschaut und allen Betroffenen ein „Weiter so“ – „Geht doch“ verordnet. In den Schulen herrscht immer noch ein überholtes Konzept, aus dem vorigen Jahrhundert: Man nehme eine Gruppe Kinder, einen Raum, einen Bildungsplan und EINE Lehrkraft, die alles richten soll. Das ist überholt und gibt professioneller und kindgerechter Bildungsarbeit keine Grundlage. Die entstandene Realität, sehen wir als Eltern, Bildungspersonal als unhaltbar und Kindern unwürdig an: Gute Bildung funktioniert so nicht! Veränderte gesellschaftliche Herausforderungen müssen zu der Frage führen, welche Bedingungen es braucht, damit Kompetenzen im Schulunterricht planmäßig und effektiv vermittelt werden können. Unsere Gesellschaft und die Herausforderungen, die wir als belastbare Demokratie zu bestehen haben, brauchen gut gebildete und mündige Menschen. Dafür und für das Wohl aller Kinder brauchen wir eine die grundlegende Basis, nämlich „Lehrkräfte- Tandems in jeder Grundschulklasse!.“ Dafür hatten wir im März 2022 eine Petition gestartet, die unter https://www.openpetition.de/!jxbss auch nichtöffentlich unterschrieben werden kann. Die Petition ist nicht mit dem Volksantrag zu verwechseln.

2. Warum gibt es Personalmangel in unseren Grundschulen?
Ausreden, wie die der ehemaligen Kultusministerin Eisenmann „Ich kann mir keine Lehrer backen“, versuchen darüber hinweg zu täuschen, dass über Jahrzehnte hinweg keine vorausschauende Personalplanung geleistet wurde. Die Landesregierung kennt die Zahlen der kommenden Erstklässler-Jahrgänge sechs Jahre im Voraus. Trotzdem wurden über Jahre hinweg zu wenige Lehrkräfte ausgebildet. Der Grundschullehrerberuf wurde strukturell nicht attraktiv gehalten (am meisten Unterrichtsverpflichtung, die geringste Gehaltsstufe, Schulart mit den wenigsten Ressourcen). Der Lehrkräftemangel ist nicht vom Himmel gefallen, sondern einkalkuliert und vorprogrammiert. Motivierte Lehrkräfte müssen tagtäglich Selbstausbeutung betreiben, weil sie trotz der ungenügenden Rahmenbedingungen versuchen, ihren eigenen Qualitätsansprüchen und den Kindern gerecht zu werden. Die Landesregierung sollte nicht nur Bildungsziele und Absichten formulieren, sondern sofort damit beginnen, für eine grundlegende Personalausstattung an allen Grundschulen zu sorgen.

3. Warum ein flächendeckendes Personalkonzept für alle Grundschulklassen im Land?
Von der bisherigen Flickschusterei müssen wir endlich wegkommen. Überstunden, schlechte Bezahlung, dazu Herausforderungen wie Corona-Pandemie, Ganztagesausbau, Inklusion oder die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher: Das Bildungssystem und sein Personal stoßen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Der Fachkräftemangel ist hausgemacht und trifft die Schwächeren
besonders hart. Weil es bis dato kein Personalkonzept zu geben scheint, zu viel Unterricht ausfällt, noch nicht einmal eine Lehrerreserve eingerichtet ist, für vorauszusehende Fälle, wie Krankheit, Schwangerschaft, Fortbildung, .. und zu wenige Lehrkräfte ausgebildet wurden. Immer mehr nicht ausgebildete Kräfte müssen aushelfen. Wir haben Bildungsnotstand, seit Jahrzehnten (PISA, IQB) ist
klar, dass zu viele Kinder und Jugendliche die Leistungsziele nicht erreichen und sich in der Schule nicht wohlfühlen. Der Flaschenhals für gute Bildung und Schulentwicklung heißt „ungenügende Personalausstattung.“ Dafür braucht es keine Schulversuche an 46 Schulen von 2326 Grundschulen im Land, sondern ein sofortiges flächendeckendes Personalkonzept für alle Grundschulklassen! Jedes Kind ist wichtig! Nur so versackt auch die Schulentwicklung nicht weiter im überlasteten Alltag!

4. Gibt es eine Vision hinter der Forderung des Volksantrages?
Schulen nehmen kleine Kinder auf, heißen sie willkommen, bauen mit ihnen kleine Gemeinschaften auf, in denen sie ihr Potential in Ruhe und gut unterstützt entfalten können. In denen sie lernen, für sich einzustehen, neugierig mit der Vielfalt in der Welt umzugehen, Lernlust und Ausdauer zu entwickeln, von einander zu lernen, Konflikte gemeinsam aus der Welt zu schaffen und etwas für
die Gemeinschaft beizutragen. Das bedeutet: Wegkommen vom überholten Konzept der Einzelkämpfer – und – Zeit haben für Selbsttätigkeit, Teamarbeit, Kooperation und problemlösendes Denken! Schulen erlangen Gestaltungshoheit; werden zu Kraftorten, die in einem lebendigen Bündnis mit Eltern und Ortschaft für alle Kinder stehen. Wir sehen darin die grundlegende Bildung zu Werten wie gelebte Vielfalt, Mitgefühl und Toleranz!

5. Warum braucht es zwei Lehrkräfte in jeder Grundschulklasse?
Die Welt hat sich verändert, das Konzept Schule nicht. Im heutigen Schulalltag ist die Lehrkraft , die allein in der Klasse steht, mit zu vielen gleichzeitigen Aufgaben überlastet: Unterrichten, Regularien, Bewertung, Soziale Erziehung, Dokumentation, neue SchülerInnen integrieren, Inklusion, Elternarbeit,… Dazu kommen zu lösende Tagesprobleme: ein Nasenbluten, der verstorbene Opa,
umgefallene Trinkflaschen, Sorgen und Nöte der Kinder,… Eine einzelne Lehrkraft hat zu wenig Luft/Zeit alles Nötige zu bearbeiten, der Unterricht wird unterbrochen, die Beteiligten kommen unter Druck und die Motivation – Frust macht sich breit und Zuversicht schwindet. Der Unterricht, die Kinder und die Gesundheit der Lehrkraft bleiben auf der Strecke. Mit einer zweiten Lehrkraft im
Klassenraum kann dagegen professionell, flexibel und zielorientiert zusammengearbeitet werden. Auf Bedarfe der Kinder kann eingegangen werden, eine Feed-Back-Kultur ist dann Standard, Kinder sind gemeint und ihre Lernmotivation wird angeregt und gestärkt. Probleme können also bearbeitet…, demokratische Werte gelebt, Teilhabe und Mitsprache…. erfahren werden. Eltern
können das Vertrauen haben, dass ihr Kind sich gut verstanden weiß, sich in seiner Gruppe wohlfühlen kann und angeregt ist, sein Potential zu entfalten.

6. Warum nicht einfach kleinere Klassen?
„Eine alternatives Modell (bspw. Halbierung des Klassenteilers statt Lehrertandems bei bestehendem Klassenteiler) schließen wir aus zwei Gründen aus:

  1. Da Räume ein limitierender Faktor sind, Schulen also nicht beliebig erweiterbar sind, und
  2. Die Vorteile gegenseitigen Vertretens und gemeinsamer Arbeit zweier voll ausgebildeter Lehrkräfte so nicht gegeben wären.“

7. Ist die „Doppelbesetzung mit Lehrkräften“ definiert?
Team-Teaching ist als Unterrichtsmethode zu verstehen, die von zwei Lehrenden gleichberechtigt getragen wird und die Partizipation der Schülerschaft innerhalb des Unterrichtssetting bereits bei der Unterrichtsplanung vorsieht.

8. Was bringt die „Doppelbesetzung mit Lehrkräften“ für die Kinder?
Kinder sollen in unseren Schulen nicht weiter unter Mangel- und Stressbedingungen „verwahrt“ und verwaltet werden, sondern einen gesunden Lernort vorfinden, wo ihre Lehrkräfte Zeit für sie haben. 6 bis 10 jährige Kinder verbringen einen Großteil ihres Tages in der Grundschule und brauchen
verlässliche Bezugspersonen, möchten gesehen werden, sich mitteilen, brauchen inspirierenden Unterricht und ermutigende Begleitung. Die Doppelbesetzung öffnet Raum dafür und bringt Entlastung ins Klassenzimmer, so dass jedes Kind gute Chancen bekommt, sein Potential entwickeln zu können. Wird jede Grundschulklasse über alle vier Schuljahre hinweg von einem kompetenten
Lehrkräfte-Team begleitet, können alle Kinder innerhalb der Gruppe sozialen Rückhalt erfahren, Zuversicht und echten Bildungserfolg aufbauen. Stichworte aus der Kinderperspektive: „Ich bin willkommen und gut aufgehoben, es ist verlässlich
und sicher/ Es ist spannend hier, wir machen viel zusammen und hier gibt es immer etwas Interessantes zu tun / Wir bleiben dran / Ich werde gesehen und man hat Zeit für mich – für uns/ Ich stehe bei Problemen nicht alleine da/ Wir sind unterschiedlich, alle gehören dazu und haben ihre Chance/ Hier wird jeder gehört, wir reden, wir streiten, wir einigen uns oder finden eine andere Lösung / Die Welt ist groß und es gibt so viel Interessantes! / Ich kann Zuversicht haben/ Unsere Gesellschaft hält zusammen! Ich werde (später) auch was dafür tun.

9. Was bringt die „Doppelbesetzung mit Lehrkräften“ für die Bildung?
Auf den Anfang kommt es an! In der Grundschule befinden sich die Kinder aus der ganzen Vielfalt unserer Gesellschaft. Dort sollen Kompetenzen aufgebaut, Persönlichkeitsentwicklung und Bildungsgerechtigkeit geleistet werden, Inklusion/ Integration stattfinden, gutes und demokratisches Miteinander eingeübt werden. Grundschulen sind damit der sensible, zukunftsweisende Kern unserer Gesellschaft und brauchen deswegen unser aller Einsatz zu einem zeitgemäßen Wandel. Der Schlüssel, der Dreh- und Angelpunkt für gute Schule liegt in der
personellen Ausstattung. Echte Bildungsqualität fängt damit an, dass die, die sie herstellen sollen und wollen, überhaupt Luft dafür haben. Ein System unter Druck und im Notstand kann das nicht leisten. Die Doppelbesetzung ermöglicht kontinuierliche Kooperation zur Unterrichtsentwicklung und Begleitung der Schülerinnen und Schüler. Schule braucht gerade in unseren Zeiten Resilienz! Geben wir dafür konstruktive Lebenskraft und kreatives Potential in unsere Schulen! Lehrkräfte-Tandems ermöglichen die Flexibilität um auf die Herausforderungen und Veränderungen im Schulalltag adäquat eingehen zu können. Auch das „Lernen durch Zusammenarbeit“ kann so von jedem Kind
von klein auf durch Vorbild und soziale Interaktion erfahren und gelebt werden. Die Kinder lernen die Welt zu verstehen, indem sie sich mit anderen austauschen und Bedeutungen untereinander aushandeln. Dies impliziert auch, dass die geistige, sprachliche und soziale Entwicklung aller durch die soziale Interaktion mit anderen gefördert wird.

10. Was bringt die Maßnahme „Doppelbesetzung mit Lehrkräften“ für die einzelne Schule?
Durch Lehrkräfte-Tandems wird der Unterrichtsausfall zur Ausnahme. Unterricht kann verlässlich stattfinden, weil es in Ausnahmefällen und kurzfristig auch mit einer Lehrkraft geht. Entlastung auf Schulleitungsebene durch gute Basis-Versorgung der Klassen: weniger Unregelmäßigkeiten, weniger Vertretungspläne… Schulleitungen können nun Stundenpläne mit pädagogischen Grundsätzen
und mit verantwortlichen Teams gestalten. Der Tagesablauf im Lernort Schule kann so kindgerecht strukturiert werden, wird verlässlich und bietet Zeit und Raum für Kinder und ihre Lehrkräfte. Lehrertandems, vor allem in den ersten beiden Grundschulklassen, wirken für alle Kinder stabilisierend und geben sicheren Aufbau. Höhere Zufriedenheit durch die Erfahrung der Selbstwirksamkeit aller Beteiligten. Neben der Förderung von Arbeitsgesundheit wird ein
Umsetzungsrahmen für transformative Bildung gesetzt. Entspannteres Arbeiten, entspanntere Elternarbeit, bessere Leistungen, auch die Kollegien haben nun eher Raum für pädagogische Schulentwicklung. Eine ermöglichte Feedback-Kultur und erleichterte Kooperation auf allen Ebenen führt zu Lösung von vielen Aufgaben, die bislang im Stau stecken geblieben sind. Schulen können aufblühen und sich entwickeln.

11. Was bringt die Maßnahme „Doppelbesetzung mit Lehrkräften“ für die Gesellschaft?
Kinder und die Natur sind unsere wesentlichen Lebensgrundlagen. Die Wirtschaft sollte diesen dienen. Unsere Gesellschaft und die Herausforderungen die wir belastbare Demokratie zu bestehen haben, brauchen gut gebildete und mündige Menschen. Dafür und für das Wohl aller Kinder legen „Lehrkräfte-Tandems in jeder Grundschulklasse“ die grundlegende Basis. Kinder haben bis dato keine wirkliche Lobby, sondern stehen in der Praxis noch an letzter Stelle. Über die Doppelbesetzung aller Grundschulklassen können die Mitglieder des Landtags und die Verantwortlichen der Landesregierung dafür sorgen, dass unsere Kinder eine Lebensqualität in den Schulen erhalten, die einen Bildungserfolg im Sinne einer demokratischen, lebenstüchtigen und friedlichen Gesellschaft, wie wir eine sein wollen, sicher stellen.

12. Warum ein Zeitplan bis 2033, innerhalb dessen die Doppelbesetzung als Standard umgesetzt wird?
Die Ausbildung von Lehrkräften dauert 6- 7 Jahre. Deswegen braucht es ein sofortiges 10 Jahres-Personalkonzept mit Umsetzungswillen und die Einstellung der nötigen Finanzmittel in den Landeshaushalt. Die Attraktivität des Berufes wird durch den Aufbau professioneller Arbeitsbedingungen/ der Arbeit im Tandem bereits erhöht. Wir brauchen aber ebenfalls eine Zusage von Einstellungskontingenten und Werbung für das Grundschul-Studium.

13. Wie soll das finanziert werden?
Diese einfache Maßnahme Lehrkräfte-Tandems wird ca. eine Milliarde jährlich kosten, hat aber den entscheidenden Vorteil, dass damit großer, gebündelter Nutzen zügig geschaffen werden kann, der jedes Grundschulkind und einen zielführenden Bildungswandel erreichen wird. Das ist gut angelegtes Geld, der dadurch ausgelöste Schub wird ganze Kaskaden von Synergieeffekten
hervorbringen. Wir fordern von der Landesregierung: Stellen Sie Baden-Württemberg gut auf – durch Investition in eine Bildung, die junge Menschen nicht abfertigt, sondern stark macht. Schaffen Sie gesellschaftlichen Konsens und Zuversicht durch qualitative Grundschulen.

14. Reichen die geplanten „multiprofessionellen Teams“ und die „Sozialindexbasierte Ressourcensteuerung“ der Landesregierung nicht aus?
Die Landesregierung hat im Nov. 22 beschlossen, für mehr Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem zu sorgen, weil der Bildungserfolg auch in Baden-Württemberg noch viel zu sehr von der sozialen Herkunft abhängt. Mit obengenannten Maßnahmen möchte man eine gezielte Entlastung und Förderung von Kindern an „Brennpunktschulen“ erreichen. ABER: 1. Das sind lediglich Modellprojekte zur Erprobung an insgesamt 46 Schulen von rund 2500
Grundschulen im Land. Wenn dann vielleicht im Jahr 2027 erste Ergebnisse geliefert werden, ist noch eine ganze Grundschulgeneration durch die Schule gegangen, ohne ein einziges Unterstützungsangebot erhalten zu haben. 2. Die Erprobungsschulen erhalten keine Lehrkräfte, sondern lediglich zusätzliche Finanzmittel und sollen sich das Personal selbst suchen. 3. Nach einer
Studie fehlen aber im Südwesten bis zum Jahr 2035 fast 17.000 Lehrerinnen und Lehrer. Diese grundsätzliche Mangelsituation wird durch die Landesregierung weiterhin ignoriert und nicht behoben. Durch Einstellung von NichterfüllerInnen (Personen ohne pädagogische Ausbildung) wird das Bildungsniveau derzeitig und zukünftig dauerhaft abgesenkt. Angesichts der beschriebenen Herausforderungen an GrundschullehrerInnen wäre es wichtig, nicht nur mit Notfallmaßnahmen, wie etwa SeiteneinsteigerInnen zu reagieren. Wenn es einem um die Qualität
von Bildung geht, dann müssen GrundschullehrerInnen entsprechend qualifiziert sein Man hätte seit 2011 hier entsprechend handeln können: Die Expertenkommission der Landesregierung zur Umsetzung des Koalitionsvertrags von 2011 “teilt insbesondere nicht den folgenschweren Irrtum, dass bei der Unterrichtung jüngerer oder lernlangsamerer Schülerinnen und Schüler Abstriche an der fachlichen Qualifikation von Lehrkräften vorgenommen werden könnten.“
Eine niederschwellige Zusammenarbeit mit multiprofessionellen Helferteams kann als vorläufiger Schritt bis zur flächendeckenden Einrichtung von Lehrkräfte-Tandems als Überbrückung und generell als qualifizierte Ergänzung dienen. Unklar bleibt aber, wie die strukturell überlastete Schulorganisation diese angedachten Helfersysteme in der Praxis überhaupt zielgerecht integrieren
kann und ob die Raumsituation dabei nicht kontraproduktiv wirkt. Ein zeitgemäßes Bildungssystem ist nicht gegeben durch tolle Bildungspläne, Modellversuche, einige Leuchtturmschulen oder das Ausweichen in Schulen privater Träger. Unsere staatlichen Schulen brauchen flächendeckend eine
personelle Standardausstattung, die Bildungsqualität überhaupt erst umsetzbar macht. Wir sehen keine Aktivitäten des Kultusministeriums, die dem Ernst der Lage gerecht werden.

15. Wird damit die Ganztagsschule verpflichtend?
Nein, der Volksantrag fordert generell für alle Grundschulklassen eine Doppelbesetzung mit Lehrkräften, unabhängig von der Form der örtlichen Ganztagsschul-Konzeption.

16. Warum ein Volksantrag?
Der Notstand in den Schulen ist über Jahrzehnte aufgelaufen und groß. Wir laufen Gefahr, dass das Kultusministerium über Modellprojekte und Einzelmaßnahmen, die nur wenige Schulen erreichen, vordergründig für eine gute PR sorgt, aber die grundsätzlichen Missstände damit weiterhin unbearbeitet bleiben. In einer Zeit, in der Verdruss und Zukunftsangst herrschen, sollten wir nun dringend für einen soliden Aufbau innerhalb der Lernorte unserer Kinder (den Schulen) sorgen. Schulaufsicht und Landesregierung schaffen das seit Jahrzehnten nicht, haben keinen wirksamen Plan, sondern sehen bis dato weg. Jedes weitere Jahr, das vergeht, ohne dass für grundsätzlichen Wandel gesorgt wird, wird dazu führen, dass wir weitere Kinder verlieren. Der Volksantrag ist das stärkste demokratische Mittel, das der Bevölkerung zur Verfügung steht, weil sein Anliegen vom Landtag bearbeitet werden muss. Nur eine breite Öffentlichkeit kann das notwendige Umdenken der Bildungspolitik bewirken.

17. Wer steht hinter dem Volksantrag?
Wir sind Lehrkräfte, Eltern, Bürgerinnen und Bürger aus Baden- Württemberg, mit einem Herzensanliegen für gute Schule und für unsere Kinder. Das ist ein grundlegender Lebensort, der ihnen zugewiesen ist, also haben wir Sorge dafür zu tragen, dass sie dort gerne sind: ihre Potentiale entfalten, gestalten, aufbauen und ein gutes Miteinander erleben dürfen. Werden wir der Verantwortung gegenüber unseren Kindern und ihrer Zukunft gerecht!

18. Wie funktioniert der Volksantrag?
Seit Dezember 2015 ist es möglich, dass ein Volksbegehren auch per Volksantrag beantragt werden kann. Ein Volksantrag richtet sich an den Landtag und kann neben einem Gesetz auch einen allgemeinen Gegenstand der politischen Willensbildung zum Gegenstand haben. Das Innenministerium prüft nach der Einreichung, ob der Antrag vorschriftsmäßig gestellt und inhaltlich mit der Verfassung vereinbar ist. Innerhalb eines Jahres müssen 0,5 Prozent der Wahlberechtigten (ca. 39.000, ab 16 Jahren) den Volksantrag unterzeichnen, damit sich der Landtag damit befassen muss. Lehnt der Landtag den Antrag ab und beinhaltet der Volksantrag ein Gesetz, dann können die Vertrauensleute innerhalb von drei Monaten ein Volksbegehren beantragen. Nach einem erfolgreichen Volksbegehren wird, falls der Landtag sich dem Anliegen nicht anschließt, eine
Volksabstimmung durchgeführt. Bei der Volksabstimmung über ein Gesetz entscheidet die Mehrheit der gültigen Stimmen, außerdem muss mindestens ein Fünftel der Stimmberechtigten der Vorlage zustimmen (das sogenannte Zustimmungsquorum). https://www.lpb-bw.de/volksabstimmung-in-bw/

19. Wer kann unterschreiben und wie wird gesammelt?
Jeder der berechtigt ist, den Landtag in Baden-Württemberg zu wählen, kann unterschreiben – Wahlalter 16! Es werden 40 000 händische Unterschriften gebraucht. Für jede Person unterschreibt auf einem eigenen Formblatt, das später von der Heimatgemeinde beglaubigt werden muss (kostenlos). Um unnötige Wege/Wartezeiten zu vermeiden, können hierfür auch mehrere Unterschrift- Formblätter (von Angehörigen, Nachbarn, Freunden…) gesammelt zum Bestätigen
gebracht werden. Für folgende Städte/ Gemeinden gibt es Sammelstellen, wo Sie die Unterschriften auch unbeglaubigt abgeben können.

20. Wie kann ich mithelfen, die Initiative vorwärts zu bringen?
Auch die kleinste Mithilfe ist erwünscht! Z.B. durch Ansprechen des Themas im Familien- und Bekanntenkreis, durch händisches Unterschreiben des Volksantrages, durch Weiterverbreiten über die Sozialen Medien, durch Ausdrucken der Formblätter und Sammeln von Unterschriften, durch die
Bereitschaft die eigene Adresse als Sammeladresse zur Verfügung zu stellen. Haben Sie eigene Ideen/ Vorschläge? Nehmen Sie gerne Kontakt über unsere AnsprechpartnerInnen oder guteschulejetzt@laestigbleiben.de zu uns auf!

21. Wird die menschliche Zusammenarbeit der Lehrkräfte-Tandems klappen?
„Lernen durch Zusammenarbeit“ ist eine Qualifikation, die wir in der heutigen und zukünftigen Welt besonders brauchen werden. Gerade jüngere Lehrkräfte arbeiten i.d.R. sehr gerne im Team zusammen, – und doch stellt die
enge und intensive Zusammenarbeit spezielle Anforderungen an die Lehrkräfte. Die Zusammenarbeit birgt eine breite Palette von Potenzialen und Herausforderungen. In der Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen wird es darum gehen, neben den sozialen Kompetenzen, die die enge Teamarbeit fordert, auch Konzepte zu vermitteln, wie die Aufgabe des Unterrichtens zu zweit und bei großer Heterogenität arbeitsorganisatorisch sinnvoll gelöst werden kann. Die Teams werden sich insofern immer in der Intensität und der Ausrichtung ihrer Zusammenarbeit unterscheiden. Es wird dabei um reflektierten, sowie koordinierten Austausch und Arbeitsteilung gehen. Die Öffnung Richtung Lernstandsorientierung oder Individualisierung spielen ebenso eine Rolle, wie Co-Konstruktion, Lernorganisation, Lerngruppenbildung und Raumnutzung. All diese
Faktoren können im Teamteaching flexibel gestaltet werden und die professionelle Grundlage geben, Kindern in ihrer Vielfalt gute Bildung zu ermöglichen.

22. Braucht es begleitende Maßnahmen für den angestrebten Bildungswandel?Ja. Die Maßnahme „ Doppelbesetzung als Standard in allen Grundschulklassen“ wird aus sich heraus sehr positiv in die Schulen hineinwirken und die Schulentwicklung beflügeln. Vorbereitend und begleitend braucht es auf jeden Fall einen Bildungsrat, in dem neben VertreterInnen aus der Wissenschaft auch VertreterInnen aus der Grundschulpraxis tätig sind. Dieser sollte von der Schulaufsicht nicht nur gehört, sondern auch an der Umsetzung (eines zielführenden Konzeptes und dessen Verwirklichung, sowie dessen Evaluation) stimmberechtigt beteiligt werden. Nur so kann ein wirklicher Wandel zeitgemäß von statten gehen.

23. Ist die Forderung des Volksantrages überhaupt umsetzbar?
Fakt ist, dass im Bildungssystem so knapp gewirtschaftet wurde, dass der Lehrkräftemangel zum Flaschenhals für Bildungsqualität geworden ist. Der Personalmangel ist lange bekannt. Jeder Monat, den man abwartet, wird die Situation verschlimmern. Immer mehr überlastete Lehrkräfte werden ausfallen und der Anreiz, den Grundschullehr- Beruf zu wählen, wird weiter absinken.
Deswegen fordern wir einen SOFORTIGEN transparenten Personal-Stufenplan mit dem Ziel die Doppelbesetzung bis 2033 als Standard zu haben. Wir haben zwar einen „Abi-Knick“, aber auch viele Jugendliche, die noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen. Die Landesregierung kann mit der Maßnahme „Lehrkräfte-Tandems in allen Grundschulklassen“ ein klares Signal setzen
und die Arbeitsbedingungen, dieses bis dahin strukturell benachteiligten Berufes, sensationell verbessern. Es geht also darum, die Attraktivität des Grundschullehr-Berufes zuvorderst durch den Aufbau professioneller Arbeitsbedingungen zu erhöhen. Es geht darum, Einstellungsungskontingente zuzusagen, für das Grundschul-Studium zu werben, Studienplätze zu erhöhen und die nötigen Finanzmittel in den Landeshaushalt einzustellen. Gerade wurde der Landeshaushalt für 2023 und 2024 verabschiedet. Das sind wieder zwei Jahre, die dem notwendigen Bildungswandel fehlen werden. Ein Lehramtsstudium dauert 6-7 Jahre. Wir sollten nicht weiter abwarten und uns darauf zurückziehen, dass doch Lehrermangel „herrscht“. Wir sollten uns trauen, eine Vision qualitativer Bildung für alle Kinder zu haben und für eine Umsetzung sorgen. Wenn nicht jetzt, wann dann?